Lieber Baunatal statt Bangkok

Lieber Baunatal statt Bangkok

Vor Ort: 240 Schwimmer waren am Wochenende bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften am Start
Kühler Kopf in der warmen und lauten Schwimmhalle: Zeitnehmerin Monika Müller (links) überwacht den Start der Baunataler Schwimmerin Anna Lutze. Auch der sportliche Leiter und Trainer der SG ACT/Baunatal, Thomas Rother, schaut genauer hin.

Drei Dinge fallen sofort auf, wenn man das Baunataler Sportbad betritt. Gleich am Eingang sind es die frisch gemachten Gehacktes- und Fleischsalatbrötchen, die fein säuberlich nebeneinander liegen und für viel Appetit sorgen. Dann ist es die Atmosphäre in der Schwimmhalle. Die laut ist. Die heiß ist. Die nicht mehr unterscheiden lässt zwischen Schweißperlen und Wassertropfen auf der Stirn. Und dann sind es die kreativen T-Shirts der 240 Sportlerinnen und Sportler, die um Siege bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Schwimmen streiten.

Die Starterinnen der SG ACT/Baunatal lieferten ungewollt die Vorlage, die die eigens ausgerichtete Großveranstaltung bestens beschrieb. Und zwar mit den Buchstaben ihrer Stadt BAUNATAL B wie bombastisch, A wie ausgezeichnet, U wie ultraschnell, N wie natürlich, A wie atemberaubend, T wie totale Schwimmtalente, A wie alles klar und L wie lustiges Team. Gern machen wir uns zu den Stichworten einige Gedanken.

Bombastisch. Klar, die Stimmung in der Halle. Es dröhnt, es hallt, es ist so laut wie auf einem Rockkonzert. Unaufhörlich prügeln die Wetterauer Schwimmer auf ihre Trommel ein, von irgendwo sind Trillerpfeifen zu hören. Schwere Arbeitsbedingungen. Besonders für Zeitnehmerin Monika Müller, die sechs Stunden an der Bahn stehen muss. „Ich war zwar Lehrerin, aber ich habe echte Probleme mit dem Lärm.“
Ausgezeichnet. Das Buffet, ohne Frage. Brötchen, Kuchen, Kaffee, Cola – von allem etwas.

Hochfrequentiert vor allem in der einstündigen Pause zwischen erstem und zweitem Durchgang. Der Vorraum ist voll. Doch genauso schnell leert er sich wieder. Zum Start des zweiten Durchgangs. Verlassen sitzen nun die beiden Verkaufsdamen hinter ihrem nicht mehr ganz so reich gedeckten Tisch.
Ultraschnell. Drei kurze, stakkatoartige Pfiffe. Dann ein lang gezogener. Hauptschiedsrichter Karl-Heinz Rother bittet die Athleten auf die Startblöcke. Erst jetzt erfolgt das elektrische Startsignal. Springen, auftauchen, das Wasser greifen und Schnelligkeit aufbauen. Wie ein Schmetterling. Zwei Bahnen oder 50 Meter später ist alles vorbei. Wende und Anschlag, vieles muss für den Sieg passen.

Natürlich. Schwimmer können wenig kaschieren. Jedes Gramm Fett, jedes Kilo zu viel – das alles sieht die Konkurrenz. Und die ist groß. Nicht nur sportlich. Denn einige Händchen haltende Paare deuten auf die hohe Wahrscheinlichkeit einer sportartgleichen Beziehung hin. „Ich habe einen Freund, da ist das kein Thema. Aber ich weiß, dass sich einige Mädels schon genauer nach den Jungs umschauen“, berichtet die Baunatalerin Anna Lutze.

Atem(be)raubend. Kein Schwimmer? Keine Chance! 27 Grad Wassertemperatur und gefühlte 50 bis 60 Grad in der Luft. Feuchtwarm wie in den Tropen. In der Schwimmhalle treibt es Zuschauern schnell den Schweiß auf die Stirn. Und raubt den Atem. „Man gewöhnt sich dran, aber den Schweiß kann auch ich nicht abstellen. Es gibt schlimmere Arbeitsplätze“, sagt Baunatals Trainer Thomas Rother und lacht.
Totale Schwimmtalente. Fallen zwei auf: Lina (10) und Paula Krämer (11). Ohne Maskottchen gehen sie nicht aus dem Haus, wenn ein Wettkampf wartet.

Alles klar. Ist unter Wasser. Trotz vieler Wellen behält Monika Müller die Anschlagsplatte immer im Auge. Und verrät, wie genau man die Endzeit stoppen kann. „Sobald die Hand Richtung Beckenrand zuckt, drücke ich die Taste. Das kommt dann mit der Verzögerung hin.“ Glasklar, oder? Und manchmal besser als Elektronik.

Lustiges Team. Das sind ohne Zweifel Jutta Weidner, Renate Mehlhorn, Ernst Peterzelka und Annette Böhle. Sie sitzen im Emporenraum hinter zwei Laptops und zwei Druckern und verwalten die Ergebnisse. Und haben viel Spaß. Warum? Ganz einfach, weil sich die Temperaturen hier eher nach Baunatal als nach Bangkok anfühlen.

Quelle: www.hna.de (Fotos: Fischer)

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